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Doppelstiftung

Was ist eine Doppelstiftung?

Wer eine Stiftung gründet, muss sich normalerweise zwischen einer Stiftung für das Gemeinwohl und einer Stiftung für die Familie, oder anderen Zwecken, entscheiden. Während die gemeinnützige Stiftung viele Steuervorteile mit sich bringt, regelt die Familienstiftung die Vermögensnachfolge und schützt das Vermögen vor Angriffen Dritter. 

Bei der besonderen Form der Doppelstiftung muss sich der Stifter oder die Stifterin nicht für einen einzigen Zweck entscheiden.

Die Doppelstiftung besteht nämlich typischerweise aus einer Konstruktion einer Kapital- oder Personengesellschaft, also einem Unternehmen und zwei Stiftungen, die als Holding dienen. Die Stiftungen halten letztendlich Kapitalbeteiligungen am Unternehmen – das Unternehmen bleibt deshalb die operative Gesellschaft. 

Die gemeinnützige Stiftung ist wie üblich steuerbegünstigt. Die zweite Stiftung ist eine Familienstiftung. Das Prinzip der Doppelstiftung verbindet also Gemein-und Privatnützigkeit und sichert dabei die Versorgung der Familie, den Schutz des Vermögens und gleichzeitig den Erhalt des Unternehmens. 

Bezüglich des Gewinns ist die gemeinnützige Stiftung mehrheitlich am Unternehmen beteiligt. Diese Mehrheit der Erträge kann dann steuervergünstigt für die Verfolgung des gemeinnützigen Zwecks genutzt werden.

Die Familienstiftung erhält die Mehrheit der Stimmrechte, also das unternehmerische Management, und behält damit auf lange Sicht die Aufsichtsfunktion über das Unternehmen.

Damit sichert die Familienstiftung die Fortführung des Stifterwillen innerhalb des Unternehmens, während die gemeinnützige Stiftung dem sozialen oder gesellschaftlichen Engagement der Familie dient. 

Die beiden Stiftungen in einer Doppelstiftungskonstruktion nennt man auch Beteiligungsträgerstiftungen. 

Besonders geeignet für Familienunternehmen 

Doppelstiftungen sind vor allem für Familienunternehmen sinnvoll, denn sie sichern unter anderem die Unternehmensnachfolge. Dadurch, dass die Familiengesellschaft der Mehrheitsgesellschafter ist, stellt sie den Geschäftsführer oder ist zumindest weisungsbefugt – die Unternehmensleitung bleibt also in der Familie. Nachfolgegenerationen kann ein Einsicht- und Mitspracherecht erteilt werden, sodass sie schrittweise an die Führungsebene herangeführt werden. 

Die Unternehmensleitung und die Geschäftsführung der gemeinnützigen Stiftungen werden durch die Verschiebung der Stimmrechte in die Familienstiftung getrennt. Trotzdem werden über den Familiennamen die gemeinnützigen Aktivitäten an das Image der Unternehmerfamilie gebunden – das ist in den meisten Fällen förderlich für das Unternehmensbild. 

Außerdem nützlich ist, dass keiner der Familienmitglieder Anteile an der Stiftung halten kann. Die von den Stiftungen gehaltenen Anteile am Unternehmen sind bei Erbauseinandersetzungen und Testamentsvollstreckungen also nicht in Gefahr. 

Eine Beispielgeschichte: Putzmeister 

2012 verkaufte der deutsche Unternehmer Karl Schlecht seine erfolgreiche Firma Putzmeister an den chinesischen Betonpumpenhersteller Sany Heavy Industries. Doch schon 1998 hatte sich Karl Schlecht aus dem operativen Geschäft seines Unternehmens zurückgezogen und übernahm den Vorsitz im Aufsichtsrat.

Im gleichen Jahr konstruierte er eine Doppelstiftung: die Karl Schlecht Stiftung (KSG) und die Karl Schlecht Familienstiftung (KSF). Auf die KSG übertrug er 99 Prozent der Unternehmensanteile, der KSF nur ein Prozent. Sie erhielt aber 90 Prozent der Stimmrechte.

Als alle Anteile der Putzmeister-Holding an Sany verkauft wurden, entwickelte sich die KSF zur Holding einiger Privatunternehmen. Karl Schlecht blieb in beiden Stiftungen Vorstandsmitglied. 

Die Geschichte von Putzmeister ist ein bekanntes Beispiel für Stiftungen des deutschen Mittelstands und eine erfolgreiche Geschichte des Beteiligungsmanagements über eine Familienstiftung. Heute fördert die Karl Schlecht Stiftung die werteorientierte Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen und angehender Führungskräfte vor dem Hintergrund der Verbesserung von Führung durch humanistische Werte. 

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